Auftanken, Entspannen, Tapetenwechsel

Seit Anfang August genießen wir unseren Urlaub hier in Miyota, in Nozomi no Mura (Dorf der Hoffnung zu Deutsch), wo wir auch zu Beginn unseres Einsatzes gewohnt haben. Es ist kaum zu glauben, dass seit unserer Ankunft nun schon mehr als ein ganzes Jahr hinter uns liegt! Wir sind dankbar für die Zeit während der Konferenz der Karuizawa Union Church, welche die Missionare der Allianz-Mission soweit möglich geschlossen besuchen. Es tut gut, mit Kollegen aus anderen Missionsgesellschaften Austausch und Begegnung zu haben und auf Vorträge aus der Schrift zu hören. Wir durften viel Kraft sammeln und hatten viele gute Begegnungen mit Kollegen und Freunden – danke Jesus :)!

Unabhängig von der Konferenz haben wir angefangen, das Kursmaterial von „Freiheit in Christus“ durchzuarbeiten und werden davon neu angesprochen. Es ist echt ermutigend und herausfordernd, ganz praktisch darüber zu lesen und zu lernen, was es heißt, In Christus zu sein.

Ein Auszug aus dem Kursbuch „der FIC-Kurs Freiheit in Christus“, ISBN 978-3-905880-06-9, Seite 45:

„Wenn wir Gottes Gnade und unsere geistliche Erbschaft nicht verstehen, werden wir immer veruschen, das zu werden, was wir bereits sind! Christen werden sich im Kreis drehen, wenn sie nicht glauben, dass sie bereits Gottes geliebte Kinder sind und sie nichts weiter für ihre Errettung tun müssen, als nur sieghaft zu leben. Nicht was wir tun, bestimmt, wer wir sind. Wer wir sind, bestimmt was wir tun! Denke an die Briefe von Paulus. Sie lassen sich alle in zwei Teile aufteilen: Die erste Hälfte erklärt, wer wir in Christus sind und was Gott getan hat. Die zweite Hälfte erklärt uns dann, wie wir es praktisch in usnerem alltäglichen Leben umsetzen sollen.

Wir neigen dazu, der zweiten Hälfte seiner Briefe mehr Beachtung zu schenken, weil wir wissen wollen, wie wir als Christen leben sollen. Daher konzentrieren wir uns auf neue Regeln über das `Wie` und das `Wie nicht` des christlichen Wandels. Dabei sollten wir uns zuerst darauf konzentrieren, wer wir in Christus sind und was es heißt, geistlich lebendig und befreit zu sein. Wenn wir uns mit ganzem Herzen zuerst mit der ersten Hälfte der Paulusbriefe befassen, wird sich die zweite Hälfte automatisch (eigentlich übernatürlich) verwirklichen. Wir sollten nicht zuerst wie Christen handeln wollen, wir sollten zuerst Christen sein.“

Es ist so eine einfache und grundlegende Wahrheit, dass unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Handlungen schlichtweg aus unserem Selbstverständnis entspringen. Mich spricht an den Zeilen, die Neil T. Anderson und Steve Goss schreiben, die fast schon frech-banale Selbstverständlichkeit an, mit der Sie biblische Wahrheiten in unsere heutige Situation übertragen und mich herausfordern, diese Wahrheit für mein ganz praktisch-alltägliches Leben in Anspruch zu nehmen.

Gleichzeitig frage ich mich, ob der Umstand, dass wir uns oftmals mehr auf das konzentrieren, was (um bei dem oben genannten Beispiel zu bleiben) Paulus über das „Tun“ des Christenlebens geschrieben hat, als auf das, was er über das „Sein“ desselben geschrieben hat, weil es einfach auch leichter zu greifen ist. Ich kann viel eher etwas damit anfangen, wenn ich von Paulus im Lichte von Eph. 6,5 lerne, dass ich als Christ meinen Vorgesetzten den ihnen zustehenden Respekt und Gehorsam entgegenbringen soll (bei allem Unterschied, den das Verhältnis zwischen Hausherrn und Sklaven zu der heutigen Hierarchie zu einem Angestelltenverhältnis der heutigen Zeit im Deutsch- Österreichischen Kulturkreis hat), als wenn ich im Lichte von Eph. 1,3 lerne, dass ich mit „jeder geistlichen Segnung der Himmelswelt“ beschenkt wurde. So sehr ich weiß, verstehe und mich darüber freue, weil das, was es bedeutet, nur das wunderbarste und beste ist – es bleibt doch abstrakt und etwas unklar, was alles damit gemeint ist. Es fühlt sich etwas fern und nur schwer auf meinen Alltag anwendbar an. Doch vielleicht ist auch gerade das ein Teil der Schwierigkeit, die Anderson aufzudecken versucht. Es ist bei aller Herausforderung um so wichtiger, dass wir Jesus bitten, uns diese Stellen, die unsere neue Identität beschreiben, noch mehr aufzuschließen und zu erklären. Denn wenn unser Sein – unsere Identität – geklärt ist, werden die Kraft und die Freude, der Friede und die Freiheit, die wir in Christus haben, umso stärker und natürlicher in unseren Gedanken und Gefühlen sichtbar werden.

Ich bin auf jeden Fall neu motiviert, Jesus noch eindringlicher zu fragen, was er mit diesen tollen geistlichen Segnungen meint, was genau es heißt, ein Kind Gottes zu sein und wo ich noch Lügen glaube und noch nicht in dem Lebe, was die Fülle des Lebens in Christus ausmacht. Gleichzeitig bin ich gespannt, welche Schätze Jesus in diesen schwer verständlichen Bibelstellen verborgen hat – was er uns zeigen und erleben lassen möchte!