Es ist nun schon mehr als eine Woche her, dass wir zum Reisedienst in Hamburg und Wedel waren, aber diese Geschichte möchte ich Euch doch nicht vorenthalten:
Wir waren mit Freunden an unserem freien Tag in der Speicherstadt unterwegs, hatten mit den Kindern ein Museum besucht, und es war schon ca 17:00 (d.h. Der Kinder-Müdigkeits-Barometer zeigte schon dunkelorange an!). Wir wollten noch mit der Fähre und der Bahn zurück fahren, und ich versuchte, dies unserem Ältesten richtig schmackhaft machen, als plötzlich ein starker, kalter Wind aufkam. Wer Hamburg kennt, weiss, dass es dort fast immer windig ist. Ich ließ also meinen warmen Hut vorsorglich unten im Kinderwagen liegen, weil der mir sowieso vom Kopf geflogen wäre, und eine Hand zum Festhalten hatte ich nicht frei… Wir gingen also weiter in Richtung Brücke zum “Festland”, und da kam so ein starker Wind auf, dass es ein Tuch aus dem Kinderwagen riss. Schnell lief ich hin, und hatte das Tuch gerade noch gefangen, bevor es in den großen Kanal neben uns geschwebt wäre. Puh, gerade noch einmal gut gegangen. Da kam ein neuer Windstoß, und der fegte meinen schönen Hut aus dem Kinderwagen heraus. Es war der Hut, der zu meinem Schal passte, zu meinen Handschuhen, zu meinem kleinen Gesicht, und aus schöner warmer Wolle… Der segelte einfach schnurstracks auf den Kanal zu und landete im Wasser, natürlich da, wo man nicht mehr hin kam, ca. 5 Meter unterhalb von uns. Ich schrie kurz auf (mag ich gar nicht erwähnen, aber das begründet das, was gleich kommt) und schaute nur noch dem Hut nach, wie er auf dem Wasser landete. Wir haben noch geschaut, ob wir den Hut vielleicht doch noch heraufholen konnten, aber der Zugang zum Wasser war so versperrt, dass das nicht mehr möglich war. Das wars dann wohl.
Aber bevor ich mich selbst zutiefst bemitleiden konnte, wurde ich von meinem Sohn in die Realität zurück gerufen. Er fing nämlich an zu weinen. Mein Sohn, der das Ganze in nächster Nähe mitbekam, war wahrscheinlich so erschrocken von meinem Aufschrei, oder er war einfach schon wirklich sehr müde. Auf jeden Fall fing er nun an zu weinen, zu schluchzen, und ließ sich schwer beruhigen. Er war richtig traurig, als wäre sein eigener Hut ins Wasser gefallen. Und dann meinte er unter Schluchzen:
“Mama, ich kaufe mir eine Angel!”
(ich): „Ja, aber was willst Du denn mit einer Angel, kleiner Mann?“
“Und dann ziehe ich Dir den Hut wieder hinauf!”
Was für eine süsse Idee! Ich war so gerührt von seiner Empathie und seiner Lösung, die er sich in seiner kleinen Welt ausgedacht hatte! Ausserdem war ich so beschäftigt, ihn wieder zu beruhigen, dass ich selbst gar keine Zeit hatte, meinem Hut noch irgendwie nachzutrauern! Für mich eine heilsame Begebenheit.
Möge der Hut nun vielleicht als Nest für abenteuerlustige Vögel im Kanal der Elbe dienen, als Mini-Boot für die Flussratten, oder einfach nur im Grund des Wassers liegen. Ich durfte jedenfalls mal wieder erfahren, dass Dinge einfach nicht so wertvoll sind, wie wir oft meinen, und dass Beziehung so viel wichtiger und schöner ist. Danke dafür, Jesus!