Freundlichkeit bis in den Straßenverkehr

Japan: ein Land bekannt für Sushi, Kimonos, Technik und vieles mehr – nicht zuletzt die Höflichkeit und Freundlichkeit mit welcher man sich im Alltag begegnet. Sei es der Schaffner, der sich vor den Fahrgästen eines Waggons verbeugt, vorstellt und sich bedankt, dass die Fahrgäste heute die Bahnlinie benutzen, bei welcher er angestellt ist, bevor er beginnt, die Tickets zu kontrollieren oder der Shopangestellte, der einem bis auf den Parkplatz nachläuft, nachdem er draufgekommen ist, dass eine Kleinigkeit im Geschäft zurückgelassen wurde. Auch japanische Amtsangestellte sind extrem höflich: nachdem wir letztens ein notwendiges Formular für ein Amt an unserem vorherigen Wohnort etwas zu spät zurückgeschickt hatten und dem Amt somit eine kritische Information fehlte, erhielten wir einen Anruf mit einer vorsichtigen Rückfrage, was denn aus der Information geworden wäre. Das notwendige Dokument befand sich zwar bereits auf dem Postweg, war aber noch nicht angekommen. Nachdem es angekommen war, schickte uns dieselbe Beamtin, welche bei uns rückgefragt hatte, das offizielle Bestätigungsschreiben nebst einer Notiz, in welcher sie sich entschuldigte, dass sie uns durch ihren Anruf Sorgen gemacht hätte. Eine Beamtin entschuldigt sich bei mir, dass sie – nachdem ich zu lange für mein Rückschreiben gebraucht hatte – nachgefragt hat – für mich einfach nur unvorstellbar!
Für mich auch komplett neu ist, dass Busfahrer sich bedanken, wenn man stehen bleibt, um den Bus aus der Haltestelle ausfahren zu lassen… Zunächst dachte ich, es wäre eine Ausnahme gewesen, aber nun haben sich bereits mehrere Busfahrer bei mir mit freundlichem Blinken bedankt, nachdem ich auf das Überholen verzichtet hatte – das musste ich natürlich fotografisch Festhalten… (siehe links)

Es scheint, als hätte Japan die Umgangsformen perfektioniert. Es fasziniert mich, wie aufmerksam man einander behandelt. Die oben genannten zugegebener Maßen etwas banalen Beispiele spiegeln das Verhalten, wenn man Menschen persönlich kennen lernt, wieder. Es ist beeindruckend, wie nett und vorsichtlich aufeinander zugegangen wird. Gleichzeitig wirft es viele Fragen auf: Wie viel davon ist „echt“? Wie viel ist einfach nur Form? Woran bin ich wirklich bei demjenigen, mit dem ich spreche? Wie viel von der Freundlichkeit, die einem entgegengebracht wird, geschieht eigentlich aus Angst davor, gesehen und als „nicht gut genug“ bewertet zu werden? Wie viel geschieht aus schlichter Verpflichtung? Wie viel Einsamkeit  mag sich hinter der Schönheit, die in der täglichen Interaktion an den Tag gelegt wird, verbergen? Ich kann es kaum erwarten, mehr über diese schöne Kultur und über „die Japaner“ zu lernen (sofern man so verallgemeinern darf). Ich bete, dass Jesus uns zeigt, wo wir Impulse setzen dürfen, dass Menschen in Japan, die Jesus noch nicht kennen und unter Aspekten der japanischen Kultur leiden, die Wärme erfahren dürfen, die Gottes Nähe in ein erneuertes Herz gibt.

Einstufungstest

Am Montag habe ich an der Sprachschule in Nagoya einen Einstufungstest abgelegt – viel früher als erwartet! Eigentlich wollten wir damit bis Anfang April zuwarten, nun hatten wir aber eine Benachrichtigung erhalten, dass die Schulgebühren schon früher fällig wären. Somit hätten wir ohne zu wissen, ob ich in den Fortgeschrittenen- oder den Anfängerkurs eingestuft worden wäre, im Voraus für das Semester bezahlen müssen. Ich war nervös, hatte aber in dem, wie alles gelaufen war, Frieden, dass Gott schon wüsste, warum das alles nun so kam. Ich konnte den Test mit recht gutem Erfolg ablegen – ich bin Jesus so dankbar, dass er mir in den letzten Monaten gute Fortschritte in der Sprache geschenkt hat! Dieselbe Lehrerin, die noch vor fünf Monaten sehr besorgt war, ob ich den Stoff aufholen könnte, hat mir am Montag Mut zugesprochen. Das war eine große Ermutigung!