Im Coin Laundry

Der Tsuyu hat uns erreicht. So richtig heftig. Tsuyu nennen die Japaner die Zeit vor dem eigentlichen Sommer, in der es wochenlang mehr oder minder regnet (oft auch in Form von heftigen Regengüssen), und in der vor allem die Luftfeuchtigkeit zunimmt, bis es im Sommer die typischen 99% erreicht. In den letzten Tagen war es daher schon wirklich nicht mehr möglich, die Wäsche gescheit zu trocknen. Eine wahre Plage für Hausfrauen und –herren… Hängt man sie rein, weil es regnet, wird sie nicht richtig trocken. Hängt man sie in der kurzen regenfreien Zeit raus, wird sie auch nicht trocken, weil es draußen einfach nur schwül ist und die Sonne nicht wirklich scheint und man sie eh nach kurzer Zeit wieder reinhängen muss – wegen regen. Bevor die Wäsche also ihren für diese Zeit typischen schimmeligen Geruch annimmt, wurden heute einfach gleich 4 Maschinen gewaschen, und dann kurzerhand in ein Coin Laundry gebracht, um sie in den Trockner zu werfen. Das ist eine echt praktische Lösung, denn normalerweise besitzt man im japanischen Haushalt keinen Trockner, weil es bis auf diesen einen Monat im Jahr sonst immer recht sonnig und trocken ist. Für mich eine doppelt feine Lösung, denn da kann man während des Wartens ungestört Vokabeln und Kanjis lernen. Gut, ein bisschen laut war es dann und wann mal, wenn eine Maschine geschleudert hat, aber zumindest wurde man da nicht mit „Mama, mir ist langweilig“ oder „Mama, ich will was trinken“, oder „Maaaamaaa, ich bin feeertiiig“ (ihr wisst schon) von den Vokabeln weggerissen.

Als ich also dabei war, mir die Schriftzeichen einzuprägen, kam eine ältere Dame ins Waschsalon und fing nach kurzer Zeit an, mir alles Mögliche zu erzählen. Obwohl ich eigentlich nicht so die Zuhörerin bin. Vielleicht war sie einsam, vielleicht auch einfach nur redselig. Sie erzählte mir, wo sie ursprünglich herkam, dass der japanische Sommer in Nagoya ja so heiß sei, dass der Nachbarort früher ein Dorf war, und man Füchse und Waschbären sehen konnte… usw. Dann erzählte sie mir über ihre Familie, und dass sie jetzt nur noch die Aufgabe habe, am Ahnenaltar ihres Mannes zu sitzen und zu beten (wobei sie da immer aufpassen müsse, dass sie nicht einschläft dabei…). Am Ende meinte sie dann: „Wir haben ja nur dieses eine Leben. Und wir müssen alle einmal sterben“. Was für ein bedeutungsschwerer Satz…

Dann war unsere Wäsche auch schon jeweils trocken und am Ende verabschiedeten wir uns noch.

Eigentlich wollte ich ihr gerne erzählen, welche Hoffnung wir durch Jesus haben. Aber es hat sich nicht ergeben, es hatte in der Situation einfach nicht gepasst. Aber ich habe mich echt gewundert, wie einfach man doch bei solchen alltäglichen Dingen Leute kennenlernen kann, wie offen einige Japaner doch sind und wie schnell man auch über tiefere Dinge im Leben reden kann. Auch wenn es dieses Mal keine Möglichkeit gab, dieser Dame von Jesus zu erzählen glaube ich doch, dass Gott Gelegenheiten schenkt, um Leuten gerade in solchen Alltagssituationen mit seiner außergewöhnlichen Nachricht zu begegnen. Ich bin ermutigt und gespannt auf weitere solcher Begegnungen, und wer weiß, vielleicht treffe ich ja diese Dame wieder, und Gott schenkt mir die Gelegenheit, ihr von Jesus zu erzählen.

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